Wer in diesen Zeiten seiner Langeweile mit Usenet-Inhalten trotzen möchte, hat seit ein paar Tagen ein Problem. Der größte europäische Access-Provider ist nur eingeschränkt erreichbar. Keine Suchen, keine Downloads, kein Entertainment?
Was ist passiert? Scheinbar gab es einen Hacker-Angriff auf die gesamte Infrastruktur eines technischen Dienstleisters der Münchner Firma USENEXT. Usenet-Nutzer sollten spätestens jetzt hellhörig werden. Schließlich ist Datenschutz und Anonymität einer der Hauptgründe, weshalb viele im Gegensatz zu anderen Download-Diensten seit Jahren auf das Usenet schwören.
Das wichtigste zuerst: Was heißt das für meine Daten? Sind sensible Inhalte kompromittiert worden? Erst einmal ist es technisch unmöglich die Nutzung im Usenet zu protokollieren. Dem Angreifer können also daraus folgend keine Daten über das Surf- oder Downloadverhalten vorliegen. Daher könnt ihr in dieser Hinsicht schon mal beruhigt sein.
Erwartungsgemäß stieß ich bei den meisten Providern im Rahmen meiner Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt auf relativ wenig Gegenliebe und bekam keine hinreichende beziehungsweise gar keine Antwort. Demzufolge war ich schon gedanklich darauf eingestellt das Verhalten und die Unprofessionalität einiger Usenet-Provider in diesem Artikel deutlich an den Pranger zu stellen.
Glücklicherweise wurde ich im Rahmen meiner Recherchen eines Besseren belehrt. Als einziger Usenet Access-Provider hat sich die Münchner Firma USENEXT bereit erklärt, detaillierte Infos sowie ein transparentes Statusupdate mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Der Pressesprecher von USENEXT hat uns gemeldet, dass es tatsächlich am Wochenende zu einem Angriff auf die Systeme eines Dienstleisters kam. Da aber die Sicherheit der Kunden bzw. der Kundendaten im Mittelpunkt stehen, wurde sofort ein Shutdown aller internen Systeme als vorsorgliche Maßnahme beschlossen. Dieser Shutdown besteht nun seit Sonntag. Dies erklärt auch warum es zu eingeschränkter Erreichbarkeit kommt. Kundendaten seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht betroffen. Der Shutdown soll allerdings bis zur finalen Klärung des Sachverhalts bestehen.
In solch einer kritischen Situation wird klar, dass selbst etablierte Anbieter nicht vor boshaften Attacken sicher sind. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich die Vorgehensweise des Providers USENEXT in dieser Situation sehr schätze und meine anfängliche Skepsis sich mittlerweile gewandelt hat. Hier wurde schnell und zielführend gehandelt. Ein kompletter Shutdown ist aus meiner Sicht der einzig richtige Weg, um Kontrolle zu gewinnen und Kundendaten zu schützen.
Es bleibt zu hoffen, dass der Sachverhalt schnell geklärt werden kann und Usenet-Nutzer bald wieder zu gewohnter Normalität zurückkehren können. Jedem, dem etwas am Schutz seiner privaten Daten liegt, sei in der Zwischenzeit empfohlen zu prüfen, ob er seine Login-Daten auch für andere Dienste nutzt und diese umgehend zu ändern.